Ist die Verblisterung in der Apotheke zukunftsfähig?

Vor einigen Tagen habe ich mit großem Interesse ein Webinar verfolgt, in dem es um den Einfluss der Verblisterung in Krankenhäusern ging.


Wie nicht anders zu erwarten, ging die Anzahl der Fehlmedikationen und deren Folgen mit der Einführung der Verblisterung deutlich nach unten.


Aber eine Zahl ließ mich jedoch besonders aufhorchen.


Es ging um das Einsparungspotential bei den qualifizierten Pflegekräften. Das Praxisergebnis hat gezeigt, dass pro 80 Patienten eine halbe Pflegekraftstelle in diesem Krankenhaus eingespart werden konnte.

Natürlich geht es hier bei der „Einsparung“ nicht darum, Pflegekräfte zu entlassen, sondern vielmehr darum, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Pflegekapazitäten dorthin zu verlagern, wo sie hingehören – nämlich zum Patienten.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass die maschinelle Verblisterung nicht allein die Lösung für den Pflegenotstand sein kann.


Aber sie kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.


Dazu ein paar Überlegungen:

Laut Statistischem Bundesamt gelten derzeit rund 4,13 Mio. Bürger in Deutschland als pflegebedürftig.
Legt man den o.g. Schlüssel an, ergibt sich die theoretische Zahl von rund 25.600 Vollzeitstellen als Einsparungspotential.


Ich spreche hier bewusst von einer „theoretischen“ Zahl. Denn das Einsparungspotential von 0,5 Vollzeitkräften pro 80 Patienten bezieht sich auf die Erfahrung eines Krankenhauses.

Die Frage stellt sich, wie die Zahl in Pflegeeinrichtungen und in Privathaushalten aussieht. Ich gehe davon aus, dass sich mindestens der gleiche Wert ergibt oder ein noch höherer Wert.


Wie auch immer die realistische Zahl aussieht, es zeigt sich doch, dass die Verblisterung einen wesentlichen Beitrag dazu leisten kann, dem Pflegenotstand aktiv zu begegnen.


Gerade vor dem Hintergrund, dass wir laut Barmer Pflegereport 2021, bis 2030 mit einem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in Höhe von 26 Prozent ausgehen müssen und im Gegenzug mit einem Defizit von Pflegekräften in Höhe von 180.000 Personen rechnen müssen, können wir auf die Verblisterung nicht verzichten.


Nach meiner Meinung, spielen die Apotheken in der Versorgung eine zentrale Rolle. Daher wird die Frage der Verblisterung in den kommenden Jahren mit deutlich mehr Vehemenz auf die Apotheken (sowohl auf die öffentlichen, als auch auf die Krankenhausapotheken) zukommen.


Aus meiner Erfahrung, als Berater im Bereich der Verblisterung, kann ich nur immer wieder empfehlen, sich frühzeitig mit der Frage auseinander zu setzen.

Die Verblisterung ist keine Aktivität, die man auf die leichte Schulter nehmen kann. Aber professionell aufgestellt und durchgeführt, ist sie für alle Beteiligten ein Gewinn.

Um meine Ausgangsfrage zu beantworten:

Ja, die Verblisterung ist für die Apotheke ein zukunftsfähiges Betätigungsfeld und gut beraten ist, wer sich frühzeitig damit befasst und professionell aufstellt.