Lohnt sich der Umstieg auf Blisterautomanten der NS-Baureihe von JVM?

Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile von JVM-Blisterautomaten der NS-Serie gegenüber bisherigen JVM-Slide-Maschinen.

Zunächst möchte ich mit einer weit verbreiteten Fehlinformation aufräumen.

Die Maschinen der “NS-Serie” sind gar nicht so neu.

Vielmehr sind die Maschinen seit 2015 im weltweiten Einsatz. Lediglich in Europa und hier speziell in Deutschland hielten sich die bewährten Slide-Maschinen aus unterschiedlichen Gründen sehr hartnäckig.

Dies hat, aus meiner Sicht, zwei wesentliche Gründe:

1. Die kleinste “NS-Maschine” hat 300 Stellplätze und ist somit für viele Apotheken bereits zu groß. Hier werden bevorzugt Box- oder Door-Maschinen eingesetzt. 
2. Für die Blisterzentren waren die Maschinen in der Größe von 300 bis 576 Stellplätzen lange Zeit nicht einsetzbar, da für diese noch keine Reinigungsvalidierung bestand bzw. besteht.

Nach meinem letzten Kenntnisstand (Dezember 2021) steht die Reinigungsvalidierung kurz vor dem Abschluss. Es kann also damit gerechnet werden, dass die Maschinen ab Q1 2022 auch in Blisterzentren zum Einsatz kommen können.

Apotheken, die nicht den Anforderungen des GMP unterliegen, können diese Maschinen bereits einsetzen, was auch seit einiger Zeit mit viel Erfolg geschieht.

Nun aber zu den Maschinen und deren Zahlen und Daten:

Mögliche Stellplätze: 300, 360, 480, 576

Gewicht (leer): 650 kg bis 1070 kg

Abmessungen Breite*Tiefe* Höhe in mm: 970*870*2000 bis 1260*1020*2180 

Max. Beutel pro Minute(Herstellerangabe): 50 bei Multidose

Soweit die technischen Daten.

Was zeichnet aber den neuen Maschinentyp in der Praxis aus?

An dieser Stelle möchte ich nur die wichtigsten Merkmale aufzählen. Ein ganz wesentlicher Punkt sei hier vorweg erwähnt: Die neuen Maschinen sind wesentlich effizienter. Das bedeutet, Sie können in der gleichen Produktionszeit deutlich mehr Blister produzieren.

Hier die wichtigsten Merkmalen in Stichworten:

• CAN-Bus Steuerung
• Detachable Mainframe (herausnehmbarer Hauptrahmen)
• Stellplätze für Großkanister auch in den unteren Positionen
• Tray-Befüllung im laufenden Betrieb. Keine Wartezeiten mehr
• Keine Türen (optional)
• Slides öffnen sich automatisch nur bis zur Position des leeren Kanisters
  Deutlich kürzere Reinigungszeiten (Vollreinigung der Maschine in max. 30 Minuten)
• Variable Beutelgröße
• Verbesserter Folienlauf
• Weniger Trichter
• Einfacher Farbbandwechsel
• Jumbo-Rollen (Nur NSP)

Was bedeutet dies aber im Einzelnen?

CAN-Bus:
Alle Sensoren in der Maschine werden permanent überwacht. Sie kennen dieses System aus modernen Fahrzeugen. Auch wird ein Fehler angezeigt, obwohl das Bauteil (z.B. eine Nebellampe) gerade nicht im Einsatz ist.
Bei dem Blisterautomat bedeutet dies, dass z.B. auch registriert wird, wenn eine oder mehrere Tabletten zu viel fallen, ein Stellplatz ausfällt oder ähnliche Störungen entstehen.

Detachable Mainframe:
Dieser Mainframe (Hauptrahmen) beinhaltet alle Maschinenkomponenten, die sich hinter den unteren Klapptüren verbergen. Also Folienlauf, Verschweißeinheit, Druckeinheit, Transporteinheit. Sollte also z.B. der Druckkopf einen Defekt haben, oder die Beutel nicht korrekt verschweißt werden, wird einfach die gesamte Einheit vom Bediener ausgewechselt. Ohne Werkzeug ohne besondere Kenntnisse. Lediglich der aktuelle Auftrag, muss noch einmal produziert werden.
Damit wird die Ausfallsicherheit wesentlich erhöht.
Der Techniker kann zu einem späteren Zeitpunkt die erforderliche Reparatur ausführen, ohne den laufenden Betrieb zu stören.

Stellplätze für Großkanister:
In den neuen Maschinen haben Sie auch in den unteren Reihen genügend Platz für sensible Schnelldreher. Dies spart sehr viel Zeit, da weniger Kassetten umgesteckt und/oder befüllt werden müssen.

Tray-Befüllung im laufenden Betrieb:
Trays sind grundsätzlich ein Flaschenhals in der Produktion. Mit den neuen Maschinen ist es möglich, zwei Trayfüllungen im Voraus während des laufenden Prozesses in die Maschine zu füllen. Damit entfällt die Wartezeit auf die Tray-Schublade.

Keine Türen:
Die neuen Maschinen können ohne die Glastüren geliefert werden. Das erhöht die Sicherheit des Bedienpersonals und steigert die Effektivität.

Automatisches Öffnen der Slides:
Ist eine Kassette geleert und der Slide wird gerade für den aktuellen Auftrag nicht benötigt, fährt der Slide bis zur Position der leeren Kassette automatisch heraus. Das spart Zeit.

Deutlich geringere Reinigungszeiten:
Da alle Fallschächte durch eine Wartungstür frei zugänglich gemacht wurden, müssen keine Bauteile mehr für die Reinigung entfernt werden.
Weiterhin sind wesentlich weniger Bauteile zu reinigen.
In der Praxis bedeutet das, dass eine versierte Person die Maschine innerhalb von 20-30 Minuten komplett reinigen kann. Im Vergleich dazu, benötigt eine Person mindestens 60 Minute für eine 400er Slide-Maschine.

Variable Beutelgröße möglich:
Mit den neuen Maschinen ist es möglich, abhängig von der Anzahl Tabletten bzw. alternativen Voreinstellungen, die Beutelgröße zu verändern.
Es ist zu beachten, dass nicht alle Hersteller von Kontrollgeräten mit unterschiedlichen Beutelgrößen arbeiten können.

Verbesserter Folienlauf:
Ein wesentliches Element zum Formen der Beutel, das Dreiecksblech, wurde verändert und optimiert.

Weniger Trichter:
Die Trichter wurden zusammengefasst. Dies ist besonders bei der Reinigung der Maschine vorteilhaft, da weniger Einzelteile aus- und eingebaut werden müssen. Ferner ist eine Verwechslung der Bauteile nicht mehr möglich.
Die neuen Trichter sind aus Kunststoff. Es können also keine Schweißnähte mehr aufgehen.

Einfacher Farbbandwechsel:
Die Rollen werden nun außerhalb der Maschine in einem Stecksystem vorbereitet. Sobald ein Farbbandwechsel ansteht, wird die gesamte  Einheit ausgewechselt. Dies reduziert die Maschinenstillstandszeit noch einmal deutlich.

Jumbo-Rollen:
Bisher bietet nur die NSP-Maschine die Möglichkeit, sogenannte “Jumbo-Rollen” auf zu nehmen. Es sind Folienrollen mit der doppelten Folienmenge.
Es ist vorstellbar, dass zukünftig diese Option für alle anderen Maschinen der NS-Reihe zur Verfügung steht.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass der Folienwechsel für das Bedienpersonal dadurch noch einmal wesentlich schwerer wird, da die Rollen auch fast das doppelte Gewicht erreichen.

Die einzelnen Elemente habe ich in der unten aufgeführten Tabelle noch einmal zusammengefasst.

Nun aber noch ein paar Sätze zur bereits mehrfach genannten “NSP-Maschine”.

“NSP” bedeutet: New Slide Premium

Das “Premium” bezieht sich darauf, dass die Maschine ein eingebautes Kontrollsystem enthält.Dieses ermöglich eine optische Prüfung des Tablettenwurfs, bevor der Beutel gefüllt und verschweißt wird.

Der Vorteil liegt darin, dass deutlich weniger defekte Beutel produziert werden, und somit die Zeiten für Kontrolle und Reparatur reduziert werden.

Das Verwerfen der Fehlwürfe in der Maschine kann über verschiedene Optionen gesteuert werden.

Aus meiner Sicht ist diese Funktion eher für Blisterzentren von Interesse. Und hier muss sich in der Praxis zunächst zeigen, ob die leicht geringere Produktionsgeschwindigkeit durch einen effektiveren Gesamtprozess überkompensiert wird.

Erste Tests laufen bereits und es bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse ausfallen.

Fazit:

Die Maschinen der “NS-Baureihe” halte ich für sehr gelungen und ausgereift. Sie arbeiten sicher und zuverlässig und dabei noch deutlich effizienter als vergleichbare Slide-Maschinen.

Wer heute in den Markt der Verblisterung einsteigen möchte, sollte sich gleich auf diesen Maschinentyp konzentrieren.

Bestehende Betriebe, die bereits mit Box-, Door- oder Slide-Maschinen arbeiten und aufstocken oder Maschinen austauschen wollen, sollten sich unbedingt intensiv mit den neuen Maschinen beschäftigen. 

An dieser Stelle möchte ich aber noch einmal darauf hinweisen, dass die oben beschriebenen Maschinen einzig mit OnCube betrieben werden können. Aber auch der Wechsel zu OnCube sollte inzwischen nicht mehr als kritisch angesehen werden.

Mein Angebot:

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